Was ist TikTok eigentlich?

Die Erfolgsgeschichte begann mit trashigen Playback-Videos. TikTok ist eine kostenlose Smartphone App für die Betriebssysteme Android und iOS, die es den Nutzern ermöglicht Gesangs- oder Tanzvideos zu drehen, Filter zu verwenden und diese dann mit ihrer Lieblingsmusik zu bespielen.
Die chinesische Video-Plattform, welche zunehmend auch in Deutschland und dem Rest der Welt an Beliebtheit gewinnt und ähnlich wie Instagram als soziales Netzwerk funktioniert, könnte jetzt gerade in Quarantänezeiten ihren Durchbruch in Europa erzielen. Schon jetzt können viele nicht genug von den dort produzierten Videos kriegen. Sie sind lustig und unterhaltsam. Einige Videos der App springen sogar bis in andere soziale Netzwerke wie Facebook rüber und werden zu viralen Hits.

Anders als bei Instagram zielen die Videos der TikToker nicht auf ein glamouröses und professionelles Handling ab. Hier zeigen sich die Protagonisten der Videos ungezwungen und zeigen sich eher in einem verrückten, nicht perfekten Licht, wie bei Instagram häufig der Fall ist. Dieser unkomplizierte Umgang mit der Kamera und der anschließenden Veröffentlichung dürfte auch eines der Hauptgründe für die große Beliebtheit sein.

Bereits Mitte letzten Jahres gehörte TikTok zu den am meisten heruntergeladenen Smartphone-Apps in Deutschland. Über 4 Millionen Nutzer soll es im deutschen Raum geben. In China nutzen hunderte Millionen diese App bereits schon länger unter dem Namen Douyin. Alleine über 200 Millionen Nutzer wurden im Jahr 2018 durch die Übernahme von Musical.ly, durch die die Zwillinge Lisa und Lena ihren Durchbruch als bekannte Influenzerinnen erlangt hatten, auf TikTok transferiert.

Wer sind die TikToker & wie funktioniert die App?

TikTok ist besonders bei der jüngeren Zielgruppe beliebt. Die User dieser App zeichnen sich durch einen hohen Videokonsum und eine große Bereitschaft aus, auch eigene Videos zu produzieren und zu teilen. Inspirationen zum Dreh geben diverse Challenges, also Aktionen, zu denen sich die User gegenseitig auffordern. Eine Motivation dahinter dürfte die Neugier sein, wie gut man bei anderen ankommt und wie beliebt das Video wird. Weil die App in Deutschland noch recht neu ist, erhoffen sich viele eine große Reichweite aufbauen zu können und zu Influencern aufzusteigen.

Der Trend der Playback-Show ist inzwischen abgeflacht. An Ideen für neue Aktionen und Wettbewerbe mangelt es dort nicht. Mit wachsender Beliebtheit dürften sich schon bald auch ältere Zielgruppen dazugesellen.

Wie relevant ist die App für das Marketing meines Unternehmens?

Unternehmen sollten sich zunächst die Frage stellen, ob diese junge Zielgruppe für die eigenen Produkte oder Marke überhaupt von Relevanz ist.
TikTok bietet einen sehr unkomplizierten und aus Unternehmersicht sehr kostengünstigen Weg an, auf eine Marke aufmerksam zu machen. Weder auf Instagram noch auf YouTube wird die Möglichkeit geboten mit so geringem Aufwand zu werben wie auf TikTok. Der Aufwand für ein 15-Sekunden-Video ist nicht mit einem mehrminütigen Video in Relation zu setzen.

Wie lässt sich diese App für Marketingkampagnen ausnutzen?

TikTok übermittelt das Bild eine Plattform für Offenheit und Lockerheit zu sein, die sich in den meist spontanen Videos widerspiegelt.
Hier ist eine Herangehensweise gefragt, die sich zum Beispiel von Instagram sehr unterscheidet. Während auf Instagram oftmals das schöne Leben und der Perfektionismus inszeniert werden, kann es auf TikTok nicht kurios oder albern genug sein.
Sollte sich ein Unternehmen dazu entscheiden TikTok auszutesten, dann ist es wichtig darauf zu achten, dass nicht der gleiche Content auf allen Social-Media-Kanälen abgespielt wird. Was auf TikTok funktioniert, muss nicht automatisch auf einer anderen Plattform funktionieren und umgekehrt.

Mindestens zwei deutsche Unternehmen haben sich bereits erfolgreich durch die App geschlagen. Das eine ist das Versandhaus Otto, das im vergangenem Jahr eine erfolgreiche Weihnachtskampagne u.a. auf TikTok schaltete und das andere Unternehmen ist der Safthersteller Punica, der mit seiner Kampagne #Punicadancechallenge auf TikTok 30.000 Nutzer dazu animiert hat Videos zu produzieren.

Eine ernstzunehmende Plattform? Die App aus Marketingsicht

Noch im vergangenem Jahr 2019 waren die Möglichkeiten für Unternehmen, die Video-App werblich zu nutzen, begrenzt und aus unternehmerischer Sicht ebenfalls noch nicht attraktiv genug. Das soll sich bald ändern. TikTok soll daran arbeiten aus der kostenlosen App eine profitable Werbeplattform, ähnlich wie einst Facebook, zu machen. So haben Unternehmen die Chance, auch jüngere Menschen zu erreichen, die mittlerweile nicht mehr bei Facebook oder gar Snapchat zu finden sind.

Besteht die Gefahr, dass TikTok nur ein kurzlebiger Trend ist? Rund um TikTok bewegt sich alles noch in einem schnellen Tempo. Während die App sich weiterhin täglich optimiert und weiterentwickelt, entwickeln sich auch die Nutzer. Während die Nutzer der ersten Stunde schon langsam wissen, wie sie mit TikTok umzugehen haben, kommen jeden Tag viele Neulinge hinzu, die erst noch den Umgang erlernen müssen und gleichzeitig einen neuen Wandel und Bewegung mitbringen. Es passiert also noch sehr viel und die Beliebtheit dürfte 2020 noch weiterwachsen. Aus Marketingsicht ist es wichtig, alle Entwicklungen dieser App zu verfolgen und jederzeit reagieren zu können.

TikTok als Recruiting-Tool

Die Bundeswehr hat den Trend erkannt und nutzt TikTok für eine gezielte Imagekampagne und somit gleichzeitig als Recruiting-Tool.
Mit kurzen Videos gibt sie Einblicke in den Rekrutenalltag. Die Tatsache, dass die Bundeswehr auf dieser spaßigen Seite mit dem Trend geht, dürfte ihr bei den Heranwachsenden neues Vertrauen bringen und langfristig ein positiveres Image.

Die Zeiten von aufwendig bearbeiteten 10-minütigen Videos könnten in naher Zukunft womöglich vorbei sein, zumindest für diese Zielgruppe.
Die weniger professionellen Videos wirken ungezwungener und nehmen der jungen Generation im besten Fall die Angst vor einer Kontaktaufnahme oder Bewerbung. Eine Win-Win-Situation für beide Seiten.